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Geschichten der Exen-Hexen

Einmal Weinprinzessin, immer Weinprinzessin?


Auch ohne Krone auf der Stirn geht es zumindest für einige Damen im Herzen weiter – so unvergesslich ist die Zeit. Und einmal Regentin gewesen zu sein, verbindet auch die Rödelseerinnen. So sehr, dass einige von ihnen immer wieder bei besonderen Anlässen als gute Seelen im Hintergrund oder tatkräftige Helferinnen mit anpacken. Diese Ehemaligenrunde hört auf den Namen „Exen-Hexen“. Was sich dahinter verbirgt, erzählen Dorothea Goll, Annette Zippelius, Helga König, Alexandra Grubert,

Melanie Sterk und Annalena König.


Es ist schon eine Zeitlang her – wann genau, wissen die Frauen nicht mehr, aber es muss so vor zehn oder fünfzehn Jahren beim Weinfest gewesen sein, als ein ganzer Tisch ehemaliger Weinprinzessinnen zusammensaß und mittlerweile recht fröhliche Stimmung hatte. „Wir waren wohl ziemlich frech“, erinnert sich Dorothea Goll lachend. Jedenfalls gegenüber Bürgermeister Burkhard Klein, der gerade am Tisch vorbei kam und wahrscheinlich wieder mal einen lustigen Spruch für diese Runde auf Lager hatte. „Ihr seid doch alles Hexen, Exen-Hexen eben – das hat er dann gereimt“, weiß Helga König zu berichten. Da war ein Name geboren, der quasi nur danach schrie, mit Leben gefüllt zu werden.


Nur wenige Wochen später stand wieder mal eine Weinprobe auf dem Programm des losen Haufens an Ehemaligen an. Und der Titel „Exen-Hexen“ hatte sich mittlerweile verselbstständigt. Seitdem trifft man sich unter diesem Namen regelmäßig zu geselligen Events untereinander. Aber auch beispielsweise beim Weinfestempfang, wenn viele helfende Hände zum Ausschenken gebraucht werden oder wenn bei anderen Gemeindeanlässen mal Not an der Frau ist. So wie bei der Jubiläumsfeier des ökumenischen Kindergartens in Rödelsee, bei dem die „Hexen“ die Feier unterstützt haben.


Wenn alle zwei Jahre sich zur „Großen Kirchweih“ der Umzug am ersten Sonntag im September durch Rödelsee schlängelt, dann schaut bekanntlich die amtierende Weinprinzessin aus einem Wein-Römer heraus, der auf einem Wagen gezogen wird. Geschmückt wird dieser vorher natürlich – von den „Exen-Hexen“.


„Unser Burkhard weiß, was er an uns hat. Und wir waschen ihm dann auch immer wieder mal den Kopf, wenn er zu frech ist“, lachen die „Hexen“.


„Wir können einfach gut mit ihm. Daher sind wir auch gerne mit dabei, wenn er eine Veranstaltung plant und jemanden braucht“, bekräftigt Annette Zippelius. Es ist eine neue Veranstaltung mit dem Titel „Genuss muss“ geplant. Dabei geht es ums kulinarische Flanieren und um Weinproben bei Weingeschichten und Musik. „Natürlich möchte der Bürgermeister uns Exen-Hexen dazu nicht nur im Keller des Schlosses Crailsheim für die Weinproben einsetzen“, berichtet Alexandra Grubert.


Wird man automatisch eine der „Exen-Hexen“? „Wenn eine Weinprinzessin abgekrönt wird, stößt sie automatisch zu uns dazu“, weiß Annalena König. „Aber das ist kein Muss. Es gibt auch Frauen, die setzen die Krone ab und beenden damit auch ihre Weinprinzessinnen-Zeit völlig“, ergänzt sie. Und natürlich klappe das Aufrechterhalten einer solchen Gemeinschaft auch nur, wenn man in Rödelsee oder wenigstens in der Nähe wohnt.


Man versteht sich mittlerweile als der harte Kern der einst gekrönten Häupter, die eint, dass man einfach Lust habe, sich auch noch die nächsten 20 Jahre zu sehen. Melanie Sterk findet es schön, dass es überhaupt eine solche Gemeinschaft gibt – schließlich kommen hier Frauen zusammen, die teils einen Altersunterschied von rund 40 Jahren haben. „So etwas kenne ich von keinem anderen Weinort.“



Mittlerweile haben sich die Hexen auch unisono eingekleidet: Schwarze T-Shirts tragen die Damen, jeweils mit dem Namen und einer Krone als Symbol versehen. Und sogar Reisigbesen hat die Gemeinde machen lassen, damit echtes „Hexen-Feeling“ aufkommt. „Manche fanden das cool, manche weniger“, gibt Alexandra Grubert zu. „Wir haben´s locker genommen“, ist die Truppe sich einig.


Zirka 15 einstige Weinprinzessinnen verstehen sich derzeit als „Exen-Hexen“. Alexandra Grubert und Helga König haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet und koordinieren die gemeinsamen Auftritte. Wenn eine Anfrage kommt, wird diese in den Chat gestellt. Wer dann kommen mag, ist dabei.


Einmal pro Jahr gibt’s dann noch einen eigenen Stammtisch bei einem ortsansässigen Winzer. Dorothea Goll beschreibt das so: „Wie wenn die echten Hexen sich am Blocksberg treffen.“ Findet das dann am 30. April statt, wenn Walpurgisnacht ist? Fehlanzeige: da ist in Rödelsee Maibaumaufstellen.


Text: Timo Lechner, Fotos: studio zudem

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